LESEPROBE
Susanne: Dreimal eingewandert
Eine ganz interessante Biographie – was
ihre Einwanderungen nach Griechenland betrifft - hat Susanne
aufzuweisen: mit 19 lernte sie im Urlaub ihren zukünftigen
griechischen Ehemann kennen und lebte mit ihm für 10 Jahre auf
der Insel Naxos. Zwischendurch versuchten sie gemeinsam auch
in Deutschland Fuß zu fassen – aber es hat ihnen nicht gefallen,
und so blieben sie in Griechenland.
Nach der Trennung ging Susanne zunächst wieder in ihre Heimat
zurück, doch die Sehnsucht nach dem Süden blieb. Sie lebte dann
einige Jahre allein mit ihrer Tochter in Griechenland, aber
als ihre Tochter das Schulalter erreicht hatte, kehrte Susanne
wieder nach Deutschland zurück.
Nun, da die Tochter erwachsen ist, konnte Susanne noch einmal
diesen Schritt nach Griechenland, im speziellen nach Kreta,
wagen: „... es war immer ein fester Entschluss, jedes Mal.
Aber die Dinge können sich verändern. Im Moment bin ich
entschlossen, auf Kreta zu bleiben. Es ist alles gut so,
wie es ist und ich habe nicht vor, hier wieder weg zu
gehen.“
Susanne lebte mit ihrem Mann auf Naxos, in einem Bergdorf
mit ca. 200 Einwohnern – und sie war die einzige Ausländerin:
„... und damals sprach da auch kein Mensch englisch.
Das war so richtig mitten drin und ich bin da wirklich sehr
gut aufgenommen worden. Ich war dann einfach ein Mitglied der
Familie ... Es waren alle sehr freundlich zu mir und haben
mich da so mit integriert. Dadurch habe ich natürlich auch
sehr gut die Sprache gelernt. Ich bin mir sicher, dass das
eine große Rolle spielt. Wenn man gut die Sprache spricht,
dann bekommt man einen anderen Zugang zu den Menschen und
der Kultur.“
Susanne war schon vor ihrer ersten Auswanderung nach Naxos
von der griechischen Sprache fasziniert und hatte bereits
in Deutschland einen Volkshochschulkurs gemacht und „... als
ich dann das nächste Jahr dageblieben bin, und den Winter
dort verbrachte, da habe ich wirklich alles aufgesogen wie
ein Schwamm. Das war aber nicht nur die Sprache, es war
auch die Musik ... und die Natur ... und natürlich die
Menschen. Die griechische Mentalität und Lebensweise.
Ich hatte einfach vom ersten Moment an das Gefühl, ich komme
nach Hause. Viel mehr als ich das jemals in Deutschland hatte.“
Bei ihrer letzten Auswanderung kam Susanne auf Kreta in eine
neue Situation: Ihr deutscher Lebensgefährte lebte schon
einige Jahre in einem kleinen Dorf im Süden Kretas, als sie
sich kennenlernten: „... ich habe jetzt nicht so viel
Kontakt mit den Leuten im Dorf wie z.B. früher auf Naxos,
aber inzwischen wissen die Nachbarn, dass ich dazu gehöre
und haben auch mitgekriegt, dass ich mit ihnen reden kann.
Sie sind alle sehr freundlich und offen. Besonders die
kretischen Frauen machen großen Eindruck auf mich. Sie
wirken sehr selbstbewusst und stark.“
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