BUCHPRÄSENTATION

Ilse Kroisenbacher (Hrsg.)

Heimat in der Fremde

Interviews, 145 Seiten

28. 08. 2015 VVPN 00001029  

 

Buchhandel-Info

Kritikforum

Autor-Info:

Dr. Ilse Kroisenbacher, Kamilari, Kreta

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT


Der Titel ist leider zur Zeit nicht lieferbar.


Als Göttervater Zeus in Gestalt eines Stieres Europa an der Südküste Kretas an Land trug, war ihre „Einwanderung“ keine ganz freiwillige – wenngleich auf einem sehr exklusiven „Gefährt“. Wer schon könnte sich heute rühmen, auf einem göttlichen Rücken nach Kreta getragen zu werden?

Das Schicksal Europas, einer ursprünglich phönizischen Prinzessin, verliert sich dann im Dunkel der Mythologie in der Messara-Ebene – nicht jedoch das jener 20 Frauen, die uns ein Interview gewährt haben, mit denen sie ihre Erfahrungen als Einwanderinnen in Kreta mit uns geteilt haben. Die heutigen Schicksale unterscheiden sich in vielen Punkten von dem aus der Frühzeit der europäischen Kultur – nichtsdestotrotz weisen sie Überschneidungen mit damals und untereinander auf, aber auch Unterschiede. Die Meisten sind geblieben, andere haben sich wieder zur Ortsveränderung entschlossen.

Wie sehr Europas Geschichte auch heute noch nachwirkt, ist nicht zuletzt am Titelbild dieses Buches zu sehen – ein Motiv aus dem Dorf Kamilari im Süden Kretas, nicht weit von jener Stelle, an der Europa an Land gebracht wurde und wo auch viele der interviewten Frauen leben ... quasi als „Töchter Europas“.

Die Idee, diese Menschenschicksale aufzuschreiben, war, Frauen und Männern, die sich zu einer Auswanderung entscheiden, Erlebnisberichte zur Entscheidungsfindung in die Hand zu geben, zu ermutigen, zu bestärken – in diesem Sinne viel Lesespaß!

Ilse Kroisenbacher

LESEPROBE

Susanne: Dreimal eingewandert

Eine ganz interessante Biographie – was ihre Einwanderungen nach Griechenland betrifft - hat Susanne aufzuweisen: mit 19 lernte sie im Urlaub ihren zukünftigen griechischen Ehemann kennen und lebte mit ihm für 10 Jahre auf der Insel Naxos. Zwischendurch versuchten sie gemeinsam auch in Deutschland Fuß zu fassen – aber es hat ihnen nicht gefallen, und so blieben sie in Griechenland.

Nach der Trennung ging Susanne zunächst wieder in ihre Heimat zurück, doch die Sehnsucht nach dem Süden blieb. Sie lebte dann einige Jahre allein mit ihrer Tochter in Griechenland, aber als ihre Tochter das Schulalter erreicht hatte, kehrte Susanne wieder nach Deutschland zurück.

Nun, da die Tochter erwachsen ist, konnte Susanne noch einmal diesen Schritt nach Griechenland, im speziellen nach Kreta, wagen: „... es war immer ein fester Entschluss, jedes Mal. Aber die Dinge können sich verändern. Im Moment bin ich entschlossen, auf Kreta zu bleiben. Es ist alles gut so, wie es ist und ich habe nicht vor, hier wieder weg zu gehen.“

Susanne lebte mit ihrem Mann auf Naxos, in einem Bergdorf mit ca. 200 Einwohnern – und sie war die einzige Ausländerin: „... und damals sprach da auch kein Mensch englisch. Das war so richtig mitten drin und ich bin da wirklich sehr gut aufgenommen worden. Ich war dann einfach ein Mitglied der Familie ... Es waren alle sehr freundlich zu mir und haben mich da so mit integriert. Dadurch habe ich natürlich auch sehr gut die Sprache gelernt. Ich bin mir sicher, dass das eine große Rolle spielt. Wenn man gut die Sprache spricht, dann bekommt man einen anderen Zugang zu den Menschen und der Kultur.“

Susanne war schon vor ihrer ersten Auswanderung nach Naxos von der griechischen Sprache fasziniert und hatte bereits in Deutschland einen Volkshochschulkurs gemacht und „... als ich dann das nächste Jahr dageblieben bin, und den Winter dort verbrachte, da habe ich wirklich alles aufgesogen wie ein Schwamm. Das war aber nicht nur die Sprache, es war auch die Musik ... und die Natur ... und natürlich die Menschen. Die griechische Mentalität und Lebensweise. Ich hatte einfach vom ersten Moment an das Gefühl, ich komme nach Hause. Viel mehr als ich das jemals in Deutschland hatte.“

Bei ihrer letzten Auswanderung kam Susanne auf Kreta in eine neue Situation: Ihr deutscher Lebensgefährte lebte schon einige Jahre in einem kleinen Dorf im Süden Kretas, als sie sich kennenlernten: „... ich habe jetzt nicht so viel Kontakt mit den Leuten im Dorf wie z.B. früher auf Naxos, aber inzwischen wissen die Nachbarn, dass ich dazu gehöre und haben auch mitgekriegt, dass ich mit ihnen reden kann. Sie sind alle sehr freundlich und offen. Besonders die kretischen Frauen machen großen Eindruck auf mich. Sie wirken sehr selbstbewusst und stark.“

 

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