BUCHPRÄSENTATION

Bernhard Weiland

Einen Gang zurückschalten - Tagebuch einer Reise in die Wüste

Reisebericht, 32 Farbbilder, 190 Seiten
16 Farbseiten

22. 06. 2012 VVPN 00001026  

eBOOK   EPUB (/.mobi)   3.500 KByte

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Bernhard Weiland

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT

Wie kommt jemand darauf, mit 60 Jahren das Radfahren auf einem Liegerad neu zu lernen, um damit in vier Monaten von Hannover bis in die marokkanische Sahara zu fahren?

Bernhard Weiland erzählt in seinem Tagebuch, wie er gleich zu Beginn der Freistellungsphase der Altersteilzeit einen Traum verwirklichen kann. Er nimmt die LeserInnen mit auf seine Reise über tausende Kilometer mit dem Fahrrad, aber auch mit Bus, Bahn, Fähre, Taxi, zu Fuß und auf Dromedaren. Die Tour führt ihn vom Maschsee zum Königssee, über die Alpen nach Genua und von dort mit der Fähre nach Barcelona.
In Spanien durchquert er von Cordoba aus Andalusien, bevor ihn die Fähre von Tarifa nach Tanger bringt. In Marokko geht die Radreise an der Atlantikküste entlang weiter nach Agadir und von dort gemeinsam mit seiner Frau über den Anti-Atlas bis in den kleinen Ort Foum Zguid.
Nach 150 km zu Fuß und auf dem Rücken von Dromedaren durch die Wüste endet die viermonatige Reise in Tizergate bei Zagora.

Seine Erlebnisse schrieb er unterwegs aus Internetcafes in Form von Tagebuchnotizen als E-Mails an Familie und Freunde nachhause. Daraus entstand das vorliegende Buch. Vergnüglich und locker beschreibt er, was er sieht und hört, was ihm widerfährt und begegnet. Und wer die Strecke nachfahren will, findet im vorliegenden Buch interessante Informationen für die eigene Planung. Bernhard Weiland freut sich auf Rückmeldungen und Fragen an:

info@bernhardweiland.de

LESEPROBE

Taroudannt – Nähe Ouaoufenrha (55 km)

8. November 2011:
Auch heute Morgen funktioniert die Stadt noch nicht wieder wie gewohnt. Es gibt kein frisches Brot, auch die Bäckerinnen feiern Opferfest. Damit wir frühstücken können, kauft Petra beim Gemischtwarenladen um die Ecke Brot von gestern, das irgendwo noch unter der Theke liegt. Das Hotel-Cafe fügt Butter, Marmelade und Milchkaffe dazu.

Frisch gestärkt starten wir ins Abenteuer. Ziel ist Igherm, über 1700 Meter hoch im Anti-Atlas gelegen. Die ersten 30 Kilometer sind recht leicht. Raus aus Taroudannt. Hinter Ait Yazza nach Befragung von Einheimischen den richtigen Abzweig zu finden, auf der neuen Brücke locker das trockene Souss-Flussbett zu überqueren und dann schnurgerade, leicht über die Soussebene zu steigen, den Hohen Atlas hinter uns lassend, durch lockeren Arganienbestand rechts und links der Strasse auf die ersten Hügelketten des Anti-Atlas zu zuradeln macht uns kein Problem.

Ich habe irgendwo wieder Ärger mit Kindern, die sich aus Jux und Tollerei an mein Fahrrad hängen. Ältere Jungs können die Situation aber friedlich klären. Danach sehe und fotografiere ich, was ich auf Postkarten sah, aber nicht glauben wollte: Ziegen, die in den dornigen Arganien rumklettern und sich an den Nüssen erfreuen. Früher war das die erste Phase der Arganölherstellung: Die von den Ziegen gefressenen, auf natürlichem Weg wieder ausgeschiedenen vorverdauten Kerne wurden gesammelt und zu Speise- und Kosmetiköl verarbeitet. Heutzutage werden die Tiere in der Produktionskette ausgelassen.

Kaum sind wir an der weidenden Ziegenherde vorbei, beginnt die Strasse unaufhörlich zu steigen, mal kräftig, mal stark, mal heftig, wie es die Berglandschaft eben hergibt, und fein angepasst von den Straßenbauingenieuren. Wir wissen bald, was wir uns schon dachten: Nach Igherm werden wir zwei Tage brauchen. Wir sind nicht mehr jung, nicht sportlich trainiert, Ehrgeiz zu Höchstleistungen treibt uns auch nicht. Wir wollen gesund und munter ankommen. Meine alten Knie werden es mir danken.

Und so schnecken wir die R 109 voran. Unterwegs lassen uns Marokkaner immer wieder ihre Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit spüren. Ein Auto hält an, zwei Männer steigen aus und erkundigen sich nach unserem Wohlergehen, nach dem Woher und Wohin. Und mit zwei frisch gebackenen, noch warmen Weißbroten beschwert, kurbeln wir die nächsten Serpentinen hoch. Klasse, wo doch die Bäckereien heute noch geschlossen sind. Später hält weit vor mir ein PKW, acht Mandarinen werden am Straßenrand deponiert, versehen mit Rufen und Winken in meine Richtung. Auch diese Früchte werden erfreut in unser Proviantdepot aufgenommen. Und so wie die Menschen sind, ist heute auch das Wetter. Angenehme Temperaturen, die Sonne ist anwesend, nicht immer brennt sie, da sich einige lockere Wolken davor schieben, die wiederum in einem strahlend blauen Himmel schweben. Welch ein toller Kontrast zum beherrschenden Ocker der Landschaft, die wir unglaublich weit überblicken können. Wind gibt es wohl auch, aber der behelligt uns nicht. Ich glaube, manchmal schiebt er sogar ein bisschen. Es ist das sprichwörtliche Wetter für reisende Engel.

Am Wegesrand liegen ausreichend kleine Läden, um Erfrischungsgetränke zu sich nehmen zu können. Das alles täuscht ein wenig über unsere Mühen hinweg, die bis zum Abend mehr bergauf als bergab andauern. Es ist schon spät am Tag und damit Zeit, sich Gedanken zu machen, wo und wie wir die kommende Nacht verbringen wollen. Ausgewiesene Quartiere gibt es nicht. Auch Nachfragen an uns günstig erscheinendem Ort bringen uns nicht weiter. Die Menschen dort sind zurückhaltend und geben uns einen Korb. So sehen wir uns neben der Strasse nach einem Platz um, wo wir möglichst unauffällig wild campen können.

Um halb fünf und nach 55 gefahrenen Kilometern werden wir fündig. Ein Platz unter einer Arganie mit weniger Steinen als sonst hier in der Landschaft ringsumher bietet sich uns an. Vorsichtig schieben wir die Fahrräder die 50 Meter von der Straße dorthin. Überall wachsen dornenbewehrte Pflanzen und Bäume. Wir haben Schiss, uns einen Platten einzuhandeln. Das Zelt ist schnell aufgebaut. Die Sonne sinkt. Wir schlemmen auch dank freundlicher Marokkaner aus unserem Proviant frisches Weißbrot, den Eckenkäse La vache qui rit, kernlose Mandarinen und Nüsse.

Es ist still ringsumher, kein Lüftchen regt sich. Das knallige Blau geht über in ein hellblau und davor in ein Farbenmeer aus allen Rotschattierungen. Ungewöhnlich lange hält dieses Abendrot an. Dann erhellt ein fast runder Mond den Platz und die Welt um uns herum. Was sind wir doch für Glückspilze! Es geht uns gut. Ungestört können wir diese Nacht in dieser herrlichen Landschaft verbringen.

 

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