BUCHPRÄSENTATION

Carola Wozniak

Leitfaden der Hengsthaltung und Hengsterziehung; Be-the-Leader-Training - Die vier Gehorsamkeitsrituale ( nicht nur für Hengste)

Praktische Einführung, 133 Seiten
42 Farbseiten

26. 03. 2012 VVPN 00001025  

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Autor-Info:

Carola Wozniak, Berlin, betheleadertraining@yahoo.de

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT

Die steigende Zahl von Hengsten in Deutschland und die immer noch ungenügenden Haltungsbedingungen und zum Teil oberflächlichen, unreifen Methoden bei der Ausbildung veranlassten die Autorin, dieses Buch zu schreiben.
Es soll all denen als Leitfaden dienen, die sich einen Hengst anschaffen wollen und mit ihrem Hengst ein angenehmes, entspanntes Miteinander wünschen.
Die Frage, ob Hengst- oder doch besser Wallachhaltung, werden Sie nach dem Lesen dieses Buches auch besser beurteilen k&aouml;nnen. Als passionierte Hengsthalterin geht die Autorin auf diese Themen ausführlich ein.

LESEPROBE

Die Grunderziehung

Die Grunderziehung eines Hengstes sollte so früh wie möglich beginnen. Bei einer Stute oder einem Wallach kann man Probleme leichter beseitigen oder gar nicht erst entstehen lassen, Stuten und Wallache reagieren einfühlsamer und weniger triebgesteuert, bei einem Hengst wird es aber gleich richtig hinterfragt, denn diese Testen nicht nur an, sondern spulen ein volles Ich-bin-ein- Hengst-Programm herunter. Sie müssen nicht täglich mit dem Junghengst arbeiten, für ihn ist die Gruppe noch am wichtigsten, aber es muss regelmäßig sein, 2x pro Woche ist gut, sie brauchen auch Zeit, um das Erlernte zu festigen, aus diesem Grund lasse ich einen oder zwei Tage Pause dazwischen. Daher funktioniert Erlerntes fast immer in der Wiederholung ohne Probleme, wenn es zwei Tage später nochmals abgefragt wird.

Wichtig bei all der Erziehung ist die Stimme und die Gestik, die wir einsetzen. Wir benutzen nur eindeutige Worte und eindeutige Gesten. Später, wenn unser Hengst dies alles beherrscht, können Sie so verfahren, wie ich es mit Shahmas praktiziere. Es ist der absolute Vertrauensbeweis. Er bringt mich oft zum Lachen, ich kann mit ihm spielen, ich kann ihn knuddeln und mit ihm den Weg gehen, von dem ich als Kind nur träumen konnte. Aber bis dahin war es sehr harte Arbeit, begleitet natürlich auch von Spaß und Freude. Unsere beiden Wesen passen auch hervorragend zusammen. Nichts wäre schlimmer, als wenn man nicht vom gleichen Stern ist. Denn gleiche oder sehr ähnliche Charaktere, sowohl beim Menschen, als auch bei den Tieren, sind wichtig für die Harmonie und das Verständnis füreinander. Außer Stangentraining, Pylonen durchlaufen vorwärts und rückwärts, spielen wir Ball und seit ca. 2 Jahren habe ich mit zirzensischen Lektionen angefangen, die er mit Freude annimmt.

Wie lange oder bis zu welchem Alter ist ein Hengst überhaupt erziehbar?
Es gibt keine allgemeingültige Regel, denn wie ich anfangs schon beschrieben habe, gibt es unter Hengsten auch absolute Spätentwickler! Diese erkennen erst sehr, sehr spät und wissen dann erst, dass sie ein Hengst sind. Aber: eine einfache Regel, um all den Stress zu vermeiden, besagt: früh übt sich! Nicht erzogene Althengste sind eine Gefahr! Sie sind nicht mehr ohne Weiteres erziehbar, daher gibt es auch keine Trainer für sie! Die Handhabung eines solchen Hengstes erfordert weit aus mehr als Geduld. Man kann bei ihnen nämlich nicht mehr sagen, wann ihre Persönlichkeit umkippt, sie haben die Fäden in der Hand. Das war der jahrelange Lernprozess bei diesen Hengsten! Sie sind mit allem durchgekommen, der Mensch hat versagt. Also, wenn Sie sich nicht von Anfang an, sprich ab dem Fohlenalter, um konsequente Erziehung am Hengst bemühen und meinen, och, der Arme, wir können ja mit 3 Jahren anfangen, dann hat er eine tolle Kindheit oder Jugend, dann ist es in der Regel viel zu spät! Der Hengst kennt alles, was er bis dahin kennen muss, um dominant zu sein und seinen Widersacher zu schlagen, d.h. er wird Sie als Konkurrenten ansehen und kann Sie unter Umständen schwer verletzen. Und mit Gewalt brechen ist die allerschlechteste Methode.

Ein gutes Beispiel für Unberechenbarkeit in der Hengstjugend z.B. sei hier aus meiner Praxis erzählt: Shahmas, mein asiler Araberhengst, bemerkte im Alter von 2 Jahren, dass er ein Hengst ist. Er stand nie alleine, sondern mit dem Traberwallach Boris gleichen Alters, der viel größer war als er, zusammen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch einen 21- jährigen Althengst, einen 7 jährigen Quarterhorse-Deckhengst, zwei 1,5-jährige AV- Hengste und einen Appaloosahengst und Shettyhengst, beides Jährlinge. Trotz meiner Bodenarbeit am Anfang, ich besaß ihn ja schon ein Jahr lang und arbeitete mit ihm fast täglich, hinterfragte er mich plötzlich und stieg mich an. Klar, dass ich erst dachte, hei, hab´ ich da irgend etwas nicht mitbekommen? Im Gegenteil, er hatte nur von einem Tag zum anderen plötzlich das Verlangen, den Leithengst raushängen zu lassen. Sofort reagierte ich, denn das bewusste Ansteigen ist immens gefährlich. Erst schickte ich ihn nur fort und wollte über das Be-the-Leader-Training, nicht zu vergleichen mit dem "Monty`s Join-up ©" von Monty Roberts, dass er mir mit gesenktem Kopf folgt. Beim Hengst ruft das einfache "Monty`s Join-up ©" aufgrund der Hormone Rivalitäten hervor, die ihn unter Umständen ermuntern, einen Kampf einzugehen, damit er die Gene weitertragen und damit als stärkster Hengst das Leittier wird. Er kam angeschossen und stieg mich ein zweites Mal an, diesmal ließ ich ihn rückwärts gehen, er stieg wieder, ich setzte ihn weiter rückwärts und forderte ihn auf, seinen Kopf beim Rückwärts richten zu senken.

Sie werden es nicht glauben, es kostete mich mehr als eine halbe Stunde, um diesen aufmüpfigen jungen Burschen in seine Schranken zu weisen. Bis heute hat er es nie wieder in dieser Art und Weise getan, trotzdem kann man sich nicht darauf ausruhen. Er ist mittlerweile 9 Jahre alt. Ich kann ihn problemlos knuddeln, wird er nur etwas deutlicher mit seiner Liebkosung, so brauche ich ihm nur ein "Nein" zu sagen und er lässt sofort ab. Das ist aber das Ergebnis von jahrelanger Erziehung vom Absetzer bis heute mit den Be-the-leader-Gesetzen, die ich regelmäßig abfrage. Das ist ein großer Unterschied zwischen einem "Monty`s Join-up ©" mit Wallachen und Stuten, die sich nach dieser Aktion fügen und das nicht permanent hinterfragen. Darauf kann man beim Hengst nie hoffen. Daher sind die von mir beschriebenen Gesetze und besonders das Kopfsenken unwiderruflich notwendig beim regelmäßigen Umgang mit Hengsten. Es ist aus diesem Grunde nicht wunderlich, dass sich nur sehr wenige Pferdekenner an Hengste heranwagen, die noch nicht erzogen und älter als 3 Jahre sind.

Nur einen Tag später musste ich ihn auch von seinem Wallachkumpel Boris trennen. Grund: er hatte einen Kampf mit ihm angezettelt, den Boris auch als dominanter Wallach verlor. Er lag auf dem Boden und Shahmas stieg und ließ seine Vorderhufe ständig in seinen Bauch prallen. Boris hatte schwere Hämatome, die nur langsam abheilten. Obwohl er um ein vielfaches gewaltiger an Größe war, hatte er gegen Shahmas keine Chance. Merke: Eine gute Grunderziehung vom Fohlenalter an ist der Schlüssel für einen gut erzogenen, untergebenen Hengst, vorausgesetzt, das seine Hormone mit seinem Wesen im Einklang stehen! Triebgesteuerte Exemplare sollten dringend gelegt = kastriert werden! Unter starkem Hormoneinfluss sind Hengste nie zu steuern, sondern eine Belastung für Mensch und Umwelt. Das gibt sich auch nicht im Alter!

 

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