BUCHPRÄSENTATION

Hans Joachim Moos

Chronik der Schule zu Langenaubach 1910 - 1950

Transkription, 214 Seiten

28. 11. 2011 VVPN 00001024  

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Autor-Info:

Hans Joachim Moos Haiger-Langenaubach

 

Zusammenfassung

Leseprobe

ZUM INHALT

Der Herausgeber hat die von drei Lehrern in "Deutscher Schreibschrift" verfassten Schulchroniken der früheren Volks- und heutigen Grundschule Langenaubach (Hessen) aus den Jahren 1910-1950 transkribiert und so dem interessierten Publikum zugänglich gemacht.

Die Texte sind zugleich auch Zeitzeugnisse der jüngeren deutschen Geschichte. Die folgenden Stichworte und Zitate mögen dies veranschaulichen:

• Schulneubau 1910 - 1911
• Kriegsbegeisterung 1914
• Ich kenne keine Parteien, ich kenne nur noch Deutsche
• Kriegskommentare von Hauptlehrer Nöll
• Kriegsanleihen, Sammlungen, Not, Hunger
• Gefallene Helden
• Revolution 1918
• Leichenbegleitung der Schüler
• Typhus
• Über 1oo Arbeitslose im Dorf
• Mädchenfortbildungsschule Aubach und Flammersbach
• "Mit den Köpfen der Pfarrer müssen die Wege zur Kirche gepflastert werden"
• Berufschule der männlichen Jugend
• "Vorläufig scheint alles unrettbar dem Untergang entgegen zu drängen"
• Machtergreifung 1933
• "Keiner soll in diesem Winter frieren"
• Bau der "Aula" 1937
• Erziehung im Sinne und im Geiste Adolf Hitlers
• Kriegsausbruch 1939
• Zweifel am Endsieg
• Bombardierungen
• Einmarsch der Amerikaner
• Bauerngeld und Schwarzmarkt
• NSDAP-Mitgliedschaften und Entnazifizierung
• Heimatvertriebene
• Nachkriegsnöte

LESEPROBE

Ausführlicher Bericht über den in den Jahren 1910 - 1911 erfolgten Schulhaus-Neubau in Langenaubach

Die nach dem großen Brande (24. Juni 1813) in den Jahren 1813 - 1817 erbaute neue Schule mit 2 Lehrsälen und einer Wohnung für einen verheirateten Lehrer erwies sich in den 80-er Jahren des verflossenen Jahrhunderts infolge der steigenden Schülerzahl als zu klein. Die Lehrzimmer konnten die Zahl der Schüler nicht mehr fassen. Die Frage eines Neubaues der Schule trat deshalb an die Gemeinde heran. Der Neubau wurde dadurch hinausgeschoben, daß die Gemeinde den Saal im Gemeindehause der Schule zur Verfügung stellte und dafür ein Lehrzimmer der alten Schule von jetzt ab als Versammlungszimmer der Gemeinde benutzt wurde. Der I. Lehrer erteilte somit den Unterricht im Saal des Gemeindehauses, der II. Lehrer dagegen in einem Lehrsaal der alten Schule. Infolge der stetig steigenden Schülerzahl reichte auch das Klassenzimmer der II. Schule für die II. Klasse der 3-klassigen Schule nicht mehr aus. Dazu kam, daß die Abortverhältnisse für die große Schülerzahl völlig ungenügend waren.

Da diese Mängel - ungenügende Größe der Klassenzimmer, mangelhafter Zustand der Bedürfnisanstalt, Fehlen eines angemessenen Spielplatzes - durch die kreisärztlichen Revisionen der Behörde bekannt wurden, so trat die Behörde mit der hiesigen Gemeinde zwecks eines Neubaues der hiesigen Schule in Verhandlung. Nachdem die Gemeindevertretung von der Notwendigkeit des Neubaues der Schule überzeugt worden war, fasste dieselbe den Beschluß, einen Neubau und zwar sobald als möglich auszuführen. Herr Kreisbaumeister Röver von Dillenburg wurde mit der Anfertigung eines entsprechenden Planes von hiesiger Gemeinde betraut.

Wie bei jedem Schulhaus-Neubau machte auch hier die Platzfrage den Bewohnern unseres Dorfes viele Sorgen. Die alte Schule, im mittleren Teil des Dorfes gelegen, größtenteils aus Eichenholz erbaut, hatte vor längeren Jahren einen vollständig neuen Dachstuhl erhalten und hätte als Verkaufsobjekt für einen Gewerbetreibenden (Kaufmann o. dgl.) gewiß einen hohen Kaufpreis erzielt. Da unser Dorf aber im engen Aubachtal eingezwängt ist und die Schule wegen der großen Längenausdehnung des Dorfes an ein Dorfende nicht gebaut werden konnte mit Rücksicht auf die weiten Schulwege der Kinder, so blieb schließlich nach mancherlei Diskussionen über die Platzfrage der neuen Schule weiter nichts übrig, als die neue Schule auf dem Platze der alten Schule zu errichten. Das Schicksal der alten Schule, die vielleicht ihres baulichen Zustandes wegen noch einmal den Stürmen eines Jahrhunderts getrotzt hätte, war somit besiegelt. Es blieb weiter nichts übrig, als das Gebäude zum Abbruch öffentlich zu versteigern. Die alte Schule wurde von Herrn Maurermeister Schmitt von Haiger für die Summe von ... [Summe fehlt] Mark zum Abbruch käuflich erworben.

Da in dem neuen Schulgebäude 3 Lehrsäle mit 3 Lehrerwohnungen eingebaut werden sollten, so genügte die Bodenfläche der alten Schule für den Neubau nicht; es wurde demzufolge nicht nur der seitherige Schulhof der alten Schule mit einem Gärtchen in Anspruch genommen, die Gemeinde sah sich auch veranlasst, einen Teil des früheren, der Kirchengemeinde gehörigen Friedhofes von dieser käuflich zu erwerben.

Mit dem 1. Juli 1910 wurde die alte Schule von Schülern und Lehrern geräumt. Für die Zeit des Schulneubaues hatte die Gemeinde das Vereinshaus als Lehrsaal der Klasse II. und III. gemietet. So begann dann anfangs Juli der Abbruch der alten Schule. Auf der Stätte der alten Schule und einem Teil des Friedhofes erhoben sich nach Wegschaffung der Schuttmassen und der notwendigen Ausschachtung des notwendigen Friedhofsterrains die Fundamente der neuen Schule.

Beim Beginn des Winters 1910 stand die Schule im Rohbau fertig. Wegen des milden Winters 1910/11 konnte im Innern des Gebäudes fast ununterbrochen gearbeitet werden.

Sehr günstig für den Schulhaus-Neubau war der sehr heiße und trockene Sommer des Jahres 1911, so daß Sorgen wegen ungenügender Austrocknung des Gebäudes nicht entstehen konnten.

Die Wohnung für den III. unverheirateten Lehrer war im Dachgeschoss angelegt worden, da das mächtige Dachgeschoss noch Räume aufwies, welche ohne größere Kosten zu 2 kleineren Zimmern eingerichtet werden konnten, so stellte der I. Lehrer nach Rücksprache mit dem Herrn Bürgermeister Fehling bei dem Herrn Kreisbaumeister Röver den Antrag, zwecks voll-ständiger und praktischer Ausnutzung des vorhandenen Raumes noch so ein Zimmer für den I. und II. Lehrer einzubauen. Dieser Antrag wurde von Herrn Kreisbaumeister Röver in der Sitzung der Gemeindevertretung warm befürwortet und von der Gemeindevertretung einstimmig angenommen. So sind dementsprechend die 2 kleinen Zimmer an der Süd- und Nordfront der neuen Schule nachträglich eingebaut worden. Die Gemeinde hat dadurch den Wohnungswert der neuen Schule erhöht, die Lehrer aber haben dadurch je ein Zimmer im Interesse ihrer Familien gewonnen.

Da die Gemeinde seit Jahren eine Hochdruck-Wasserleitung, sowie eine eigene Centrale für elektrisches Licht besitzt, so wurden diese Vorteile der Wasserleitung und des elektrischen Lichtes auch der neuen Schule zu teil. Auf Antrag des Herrn Kreisbaumeisters Röver beschloß die Gemeindevertretung, nicht nur die elektrischen Lampen für die Beleuchtung der Schulzimmer und der Fluren im Schulgebäude, sondern auch für die Wohnräume der Lehrer zu beschaffen. Die Auswahl der Lampen erfolgte auf Wunsch des Herrn Kreisbaumeisters durch die Lehrer bei Installateur Blecher in Herborn.

Vor Beginn des Schulbaues war die Frage bezüglich der Heizung der Unterrichtsräume erwogen worden. Der Vorschlag der Wasserheizung fand zunächst keine Sympathie; später entschloß sich die Gemeindevertretung dennoch, eine Wasserheizung einzubauen und damit zugleich ein Brausebad zu speisen, das im Interesse der Gesundheitspflege auf Antrag Königl. Regierung eingebaut worden war. Langenaubach besitzt die 1. Schule im Dillkreis, die ein Schulbrausebad ihr Eigen nennt.

Für die Lehrer-Wohnungen wurden Öfen beschafft deren Auswahl der Herr Baumeister den Lehrern überlies. Die Ausstattung der Schulzimmer mit Bänken, Schrank, Katheter, Tafeln u. dgl. wurde durch die Firma Neuendorf in Herborn in moderner Ausführung besorgt. Auch der 3. Lehrsaal erhielt eine vollständige Ausstattung. Der alte, kleine, unzweckmäßige Spielplatz wurde erweitert und durch Hinzunahme von freiliegendem Gemeindeterrain rechtwinklig abgegrenzt und somit den Bedürfnissen der Schule ein einigermaßen entsprechender Spielplatz geschaffen. Nach Gemeindevertreter-Beschluß erhielt der Spielplatz eine Einfassungsmauer mit mächtigen Steinquadern, wodurch der Eindruck des imposanten Schulgebäudes wesentlich erhöht wurde. Durch diese schöne Einfassung des Spielplatzes, sowie durch die Pflanzung von Busch- und Zierbäumen hat sich die Gemeinde ein besonderes Verdienst erworben.

Da in dem alten, abgetragenen Schulgebäude ein großer Viehstall mit Schweinestall und Hühnerstall eingebaut war, in dem neuen Plan, der dem Schulvorstand zur Prüfung und Begutachtung am ... [Datum fehlt] vorgelegt wurde, diese Wirtschaftsräume nicht vorgesehen waren, so stelle der I. Lehrer bei der Behörde den Antrag auf Ersatz des Stalles. Königl. Regierung verfügte dem Wunsch des Lehrers entsprechend die Erbauung eines Stalles (siehe Protokollbuch des Schulvorstandes, Protokoll I Nr. 1.2).

Da in der Zeichnung des Stalles ein Schweineplatz und ein Hühnerhaus nicht vorgesehen waren, so stellte der I. Lehrer den Antrag auf Anbringung eines Hühnerstalles und eines Schweinestalles. Dem Antrag wurde Folge gegeben.

Da auch Wasserleitung und elektrisches Licht im Viehstall vergessen worden waren, so gelang es den Bemühungen des I. Lehrers auch diese Verbesserungen und Wohltaten im Interesse der I. Schulstelle zu erlangen. Ebenso wurde die Anbringung eines weiteren Holztores an der Ostfront der Schule, zwecks ungehinderten Ein- und Ausfahrens, von dem I. Lehrer beantragt und dieser Antrag zweckensprechend anerkannt und ausgeführt.

Die Schulglocke zum Ab- und Einläuten der Pausen und Unterrichtsstunden ist ebenfalls auf Antrag des I. Lehrers von Herrn Baumeister Röver mit Einwilligung des Herrn Bürgermeisters Fehling beschafft worden.

Ebenso wurden die Starkkontakte und Ausschaltungen des elektrischen Lichtes in den Lehrerwohnungen im Einverständnis mit dem Hr. Bürgermeister und dem Hr. Baumeister durch den I. Lehrer angebracht.

Der Chronist der Schule zu Langenaubach und derzeitige Inhaber der I. Schulstelle fühlt sich verpflichtet, auch an dieser Stelle zu bezeugen, daß der Herr Bürgermeister Fehling u. der Hr. Kreisbaumeister Röver den berechtigten Wünschen der Lehrer bei der inneren und äußeren Ausstattung der Schule freundlich entgegengekommen sind.

Am 28. Juni 1911 fand die Verteilung der Unterrichtsräume, sowie der Wohnungen und Wirtschaftsräume an die derzeitigen Inhaber der I. und II. Schulstelle, Lehrer Nöll und Lehrer Kilp statt (über die Verteilung der Räume in unserem Schulgebäude s. Protokollbuch des Schulvorstandes vom 28. Juni 1911, Prot. Nr. III).

Wegen Störung des Unterrichtes der II. Schule im Vereinshaus durch eine benachbarte Holzschneiderei und eine Dampfdreschmaschine wurde der Antrag des Herrn Lehrers um ein anderes Unterrichtslokal durch Vermittlung Königl. Landratsamts Folge gegeben. Der Unterricht der Kl. I, II u. III. wurde vom Juli ab in dem Lehrsaal der I. Klasse im Gemeindehaus erteilt in der Weise, daß die Klassen abwechselnd am Morgen und Nachmittag in Kl. I. unterrichtet wurden. Aushilfsweise wurde die Kapelle zum Unterricht benutzt.

Die Fertigstellung der Schule, die bereits im Oktober 1911 erfolgen sollte, verzögerte sich bis zum November. So wurde dann der 16. November endgültig als Einweihungstag der neuen Schule festgesetzt. Vonseiten der Gemeinde fand eine Ausschmückung der Straßen und insbesondere der Umgebung der Schule statt. Der Lehrer und die Schüler der Klasse I suchten durch Anbringung von Girlanden, durch prächtige Kränze und künstlichen Blumen und Schleifen, sowie durch reichlichen Blumenschmuck dem neuen Schulgebäude nach außen und innen ein entsprechendes Festgewand zu verleihen.

Die Feier begann am Nachmittag um 2 Uhr. In der vorhergehenden Nacht herrschte stürmische, regnerische Witterung und auch am Morgen des Einweihungstages jagte ein Regenschauer den anderen. Trotz der wenig einladenden Witterung hatten sich nicht nur Lehrer, sondern auch Einwohner der benachbarten Dörfer in großer Zahl eingefunden um dem seltenen Vorgang einer Schuleinweihung beizuwohnen. Gegen Nachmittag hellte sich der trübe Novemberhimmel etwas auf, so daß die offizielle Einweihungsfeier ohne Störung durch Regen vor sich gehen konnte. Herr Kreisschulinspektor Hiess von Frohnhausen hatte sein Nichtkommen entschuldigt. Erschienen war der Ortsschulinspektor Herr Pfarrer Kranz sowie der Königl. Landrat Herr von Zitzewitz u. Herr Baumeister Röver von Dillenburg.

 

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